Autofahren in Neuseeland...

Ich war ja so froh für den ersten Monat in Neuseeland Danjas Beifahrer sein zu dürfen. Ich bewundere Leute die hier herkommen und sich gleich am ersten Tag in ein Auto setzten.

 

Der Grund dafür:           LINKSVERKEHR !

Eine neuseeländische Standard-Landstrasse
Eine neuseeländische Standard-Landstrasse

Mittlerweile habe ich eher das entgegengesetzte Gefühl. Ich sehe einen Film der in Europa oder Amerika spielt und denke, irgendetwas stimmt da nicht, bis ich endlich erkenne, dass die Autos doch eigentlich auf der "richtigen" Seite fahren.


An meinem ersten Tag an dem ich selber fahren musste ging es direkt nach Auckland. Zuerst hatte ich ganz schön Bammel vor dem Autofahren im Linksverkehr in der Großstadt. Die Fahrbahnmarkierungen halfen mir dann aber doch über die Runden. Das größere Problem stellten eher die kleinen Nebenstraßen dar. Was mich immer wieder an den Linksverkehr erinnert hat war natürlich dass ich ja auch auf der "falschen" Seite im Auto saß.


Die Vorfahrtsregeln sind im Großen und Ganzen so wie bei uns. Generell gilt Rechts vor links. Allerdings ist hier (mal von den Städten abgesehen in denen fast überall der Verkehr mit Ampeln geregelt wird) extrem wenig los. Die einzige Regel die grundlegend anders ist als zu Hause und mich immer wieder aus dem Konzept bringt ist eine Abbiegeregel.


 

Willst Du links abbiegen und ein anderes Auto kommt dir entgegen und blinkt rechts hat der Rechtsabbieger Vorfahrt. Zum Teil blinken die Leute einfach zu spät obwohl hier 3 Sekunden Blinken vorgeschrieben ist.


Autobahnen heissen hier Motorways. Die gibt es eigendlich nur in der Nähe großer Städte und hier gilt natürlich das Linksfahrgebot. Zum Teil haben die Strassen eine beeindruckende Aussicht, was heissen soll, dass es direkt neben der Strasse 100 Meter abwärts geht. Leitplanken sind hier nicht gerade die Regel.

Leitplanken sind hier nicht an der Tagesordnung, selbst wenn es direkt neben der Strasse 100m in die Tiefe geht!
Leitplanken sind hier nicht an der Tagesordnung, selbst wenn es direkt neben der Strasse 100m in die Tiefe geht!

Dass es nicht noch mehr Unfälle gibt liegt wahrscheinlich am generellen Speedlimit von 100 km/h. Wer mit mehr als 110 km/h erwischt wird riskiert eine Geldstrafe. Das gilt auch für den, der unangeschnallt fährt.


Meist komme ich aber nicht auf die Idee zu schnell zu fahren. Erstens ist mein Autochen besonders bergauf nicht das schnellste und zweitens sind viele Straßen so extrem gewunden, dass man nur schleichend durch die Kurven kommt. In beinahe jeder Kurve gibt es ein Schild das eine Richtgeschwindigkeit für speziell diese Kurve angibt. Besonders bei nasser Witterung sollte man sich besser daran halten.


Ich fahre besonders gerne kleine Strassen, weil dort nicht so viel Verkehr ist und man sich mit dem Fahren Zeit lassen kann. So sieht man deutlich mehr von der Umgebung. Wer hier langsam fährt sollte darauf vorbereitet sein, schnelleren Verkehrsteilnehmern Platz zu machen. Es gehört zum guten Ton links ran zu fahren.


Apropos kleine Strassen, ich mag Gravel Roads. Das sind häfig schmale Schotterstraßen die man überall dort findet, wo so wenig Verkehr ist, dass sich der Bau einer Asphaltstraße bisher noch nicht gelohnt hat. Auf Gravel Roads bin ich unter guten Bedingungen schon 80 km/h schnell gefahren. Gute Bedingungen heißt, gerade Straße ohne Schlaglöcher und kein Seitenwind. Häufiger trifft man allerdings auf Straßen voller Löcher. Ich habe auch schon beträchtliche Strecken mit 20 km/h oder weniger zurücklegen müssen.


Brücken sind ein besonderes Thema. Viele Brücken sind hier "one lane" also einspurig. Normalerweise regelt ein Schild welche Seite Vorfahrt hat. Manche Brücken sind allerdings wirklich abenteuerlich. In der Otaki Gorge habe ich zum ersten Mal eine Hängebrücke mit einer hölzernen Fahrbahn erlebt.

Eine hölzerne Autobrücke
Eine hölzerne Autobrücke

Zum Teil befinden sich Brücken im Bau oder es wurde gar nicht erst in eine Brücke investiert. Dann muss man durch eine Furt fahren. Die harmlosesten Furten sind betoniert. Hier fließt das Wasser einfach über die Strasse und ist in der Regel nicht sonderlich tief.


Auf meinem Weg zum Cape Palliser wurde allerdings an einer Brücke gebaut und derweil musste man durch den Fluss fahren. Die Bauarbeiter hatten einfach eine Ladung Kies ins Flussbett gekippt. Ich war zuerst nicht sicher ob ich mich trauen sollte hindurchzufahren, habe dann allerdings gedacht, dass mich die Arbeiter im Falle eines Falles bestimmt aus dem Fluss hätten ziehen können. Das Wasser war bestimmt 30 cm tief, mein Autochen hat die Flussdurchquerung aber hin und zurück heile überstanden.

Eine der harmloseren betonierten Furten
Eine der harmloseren betonierten Furten

Tiere sind ein anderes wichtiges Thema auf Neuseelands Straßen. Die ersten Tiere, die ich hier gesehen habe, waren totgefahrene Opossums, Kaninchen und Igel. Das totfahren dieser eingeschleppten Tiere ist hier zum Teil zum Volkssport geworden. Vor allem die etwa katzengroßen, nachtaktiven Possums sind eine echte Plage. Sie fressen Früchte, Eier einheimischer Vögel und sogar seltene einheimische Landschnecken.


Ich habe, der jeweiligen Situation entsprechend, die seltsamsten Schilder gesehen:

Ducks Crossing, Kiwis Crossing, Cows/Sheep Crossing und sogar Penguins (!) Crossing


Denn auch lebendige Tiere auf der Fahrbahn sind keine Seltenheit. Kühe oder Schafe, die aus ihrer Weide ausgebrochen sind, kann man hier häufig auf der Strasse entlang laufen sehen und auch die Bauern treiben ihr Vieh über die Straßen von einer Weide auf die andere.

Schafe auf der Straße, kein ungewöhnlicher Anblick.
Schafe auf der Straße, kein ungewöhnlicher Anblick.

Autos werden hier anders behandelt als in Deutschland. Kaum einer fährt hier teure europäische Autos. Die meisten kommen aus Asien und die teuersten Neuwagen sind Pickuptrucks von Land Rover und Konsorten.


Jedes Auto muss zwei mal im Jahr zum WOF, dem neuseeländischen TÜV, den man in fast jeder Werkstadt machen lassen kann. Die Car Registration (hauptsächlich Steuern) kann man in jedem Postshop bekommen. Eine Autoversicherung ist nicht vorgeschrieben, ist aber dringend zu empfehlen.


Tanken kann man hier im Vergleich zu Deutschland recht preiswert. Der Liter Benzin kostet zwischen 151,9 und 165,9 NZct (ca. 80-90EURct) und Diesel gibt es schon für ca. 1$ (ca.55 EURct). Trotzdem lohnt es sich kaum zum Tanken hier her zu fahren.