Coromandel

27.05.

Gestern hatte ich wirklich Glück. Ich stand gerade in der Küche der City Garden Lodge, als Jochen vorm Office auftauchte. Ihn hatte ich schon vor einem Monat hier getroffen und er hat sich heute mit mir im Konvoi aufgemacht zur Coromandel Halbinsel.

Übrigens, gestern habe ich endlich die Maus gesehen, die im Bus lebt und die ich bisher für eine Legende gehalten hatte. Es ist beschlossen, dass sie bleiben darf, denn ich habe von Backpackern gehört, die der festen Überzeugung sind, dass ihr Auto ohne Maus nicht fährt.

 

Die Strecke nach Thames ist extrem langweilig, was mir ohne Passagiere im Van nur noch mehr aufgefallen ist. In Thames haben wir eine Tour durch eine alte Goldmine gemacht, ein Muss für Besucher der Halbinsel, die noch Anfang 1900 Neuseelands Goldgräberhochburg gewesen ist.

Blick auf die Coromandel Halbinsel etwas nördlich von Thames
Blick auf die Coromandel Halbinsel etwas nördlich von Thames

Übernachtet haben wir auf einem DOC-Campingplatz in der Nähe von Thames. Mein Joghurt ist übrigens tatsächlich was geworden. Hier das einfache Rezept:

Joghurtrezept aus Waiora Gardens

Man nehme kalte Milch (frische oder Trockenmilch nach Anweisung aufgelöst) und löse noch etwa 2 Teelöffel Trockenmilch zusätzlich darin. Die Milch wird einmal aufgekocht und muss dann bis auf 35-45 Grad Celsius abkühlen. Wenn man den Finger hineinsteckt, sollte es nicht mehr zu heiß sein. Dann ist sie o.k. Dann rührt man 2 Teelöffel Naturjoghurt hinein und füllt die Mischung in einen Container, den man über Nacht warm halten muss. Den Container sollte man vorher mit kochendem Wasser ausspühlen. Ich habe dafür im Warehouse extra eine Thermoskanne mit großer Öffnung gekauft.

 

28.05.

Vor dem Frühstück haben wir noch versucht, einem Tschechischen Pärchen beim Laden ihrer Autobatterie helfen, was, weil mein Überleitungskabel etwas kurz geraten, leider kläglich gescheitert ist. So musste sie dann auf die Hilfe der DOC-Aufsicht warten.

In Coromandel Town sind Jochen und ich mit der Driving Creek Railway gefahren, einer kleinen Eisenbahn, die ein Töpfer ursprünglich gebaut hatte, um den Ton aus den Bergen zu seiner Werkstatt zu bringen. Mittlerweile ist die Bahn eine Touristenattraktion und um seine Werkstatt ist ein kleines Künstlerdorf gewachsen.

 

Die doppelstöckige Brücke der Driving Creek Railway
Die doppelstöckige Brücke der Driving Creek Railway

Auf dem Weg von Coromandel Town nach Norden wurde mein Auto plötzlich laut und die Lenkung schwammig. Also habe ich an der nächsten einigermaßen sicheren Stelle gehalten und nach der Ursache geforscht. Der linke Vorderreifen hatte sich komplett in Fetzen aufgelöst. Ich war so froh, dass ich Jochen dabei hatte, der schon einmal einen Reifen gewechselt hatte. Ich hätte zwar theoretisch gewusst wie es geht, so konnte ich mir aber sicher sein, dass mir der gewechselte Reifen nicht gleich wieder flöten geht.

 

Nördlich von Colville haben wir uns dann getrennt. Jochen musste zu seiner Wwoofing-Stelle in der Sandy Bay, ich hatte mich entschieden nicht ohne Ersatzreifen weiter auf Gravel Roads zu fahren und lieber den DOC-Campingplatz an der Waikawau Bay anzusteuern. Dort war die erste Frage eines Fischers an mich: "Do you like fish?" Er hatte gestern zu viel gefangen und hat mir eine ganze Tüte Snapperfilets geschenkt. Also gab es zum Abendessen gebratenen Fisch mit Zuchini.

Die Flussmündung in der Waikawau Bay bei Sonnenaufgang
Die Flussmündung in der Waikawau Bay bei Sonnenaufgang

29.05.

Nach einem Spaziergang am Strand und einem kleinen Chat mit dem Fischer habe ich mich nach Colville aufgemacht und mich in einem Laden nach der besten Möglichkeit erkundigt, hier einen Ersatzreifen zu bekommen. Ganz in der Nähe bei der Colville Farm habe ich ihn dann  preiswert erhalten, durfte im Garten noch Guave-Beeren für den Nachtisch pflücken und außerdem hat mich Barb, die im Colville Shop arbeitet, zu einem Abendessen in ihrem Bed and Breakfast eingeladen.

 

Das heisst, dass ich hier in der Gegend irgendwie den Tag rumkriegen musste. Also bin ich etwas die Ostküste hinuntergefahren und habe nördlich der Kennedy Bay eine wunderschöne steinige Bucht gefunden. Dort traf ich Lars und Ian, zwei arbeitslose Hobbyfischer, die hier heute zwei Netze einholen wollten. In den Netzen hatten sie als Beifang 9 Stingrays (Stachelrochen) gefangen, die sie nicht essen wollten. Ich durfte die Stacheln behalten und wurde über dies für meine Hilfe beim Netzeentwirren noch zu frisch geräuchertem Moki eingeladen. Der Fisch war köstlich und ich musste wirklich aufpassen nicht zu viel zu essen, denn ich war ja auch noch zum Abendessen verabredet.

Ian und Lars beim Entwirren ihrer Netze
Ian und Lars beim Entwirren ihrer Netze
Fünf der gefangenen Stingrays. Die Tiere leben noch, deshalb wurden zur Sicherheit die Schwänze abgeschnitten...
Fünf der gefangenen Stingrays. Die Tiere leben noch, deshalb wurden zur Sicherheit die Schwänze abgeschnitten...

Als ich endlich bei Barb und ihrem Mann im ForestMist B&B angekommen bin, war es schon Dunkel. Nach einem Abendessen aus geschmortem Rindfleisch mit Gemüse und Kartoffelbrei hatte ich eine wunderbare heiße Dusche in meinem privaten (!) Badezimmer, anschließend eine heiße Schokolade im Hot Spa Pool. Barb hätte mich auch noch kostenlos in einem ihrer Gästezimmer schlafen lassen, wenn ich sie gelassen hätte, aber ich habe mich entschlossen, vor dem Haus im Van zu schlafen.

 

30.05.

Am nächsten Morgen bin ich glücklicherweise früh genug aufgewacht um mich noch einmal von Barb zu verabschieden und zu bedanken, bevor sie wieder zur Arbeit musste. Ich bin dann in die wunderschöne steinige Bucht zurückgefahren um dort endlich schnorcheln zu gehen. Noch hatte ich keinen passenden Taucheranzug, weshalb ein T-Shirt und meine kurzen Hosen als Kälteschutz herhalten mussten. Sonderlich lange habe ich es allerdings nicht im Wasser ausgehalten.

Ein Seestern im Flachen Wasser in meiner steinigen Schnorchelbucht
Ein Seestern im Flachen Wasser in meiner steinigen Schnorchelbucht

Im Wasser waren extrem neugierige Grundeln, die es nicht lassen konnten an meinen Fingern rum zuknabbern, große, schwarze Fische mit gelblichen Streifen und einige von den giftigen aus Asien importierten stacheligen Seesternen. Ich habe sogar Paua-Schnecken gesehen die groß genug zum Essen gewesen wären, habe sie aber nicht von den Steinen abbekommen. Meine erste Anschaffung werden ein Shorty zum Schnorcheln und ein Tauchermesser sein.

 

Nach dem Schnorcheln bin ich in Richtung Cathedral Cove (der Attraktion der Coromandel Halbinsel) aufgebrochen und habe die Nacht habe auf einem Campingplatz in Hahei verbracht.

 

31.05.

Wie so häufig schon, bin ich um kurz nach 6 Uhr wach gewesen und habe mich recht früh auf den Weg zur Cathedral Cove gemacht, um die Ebbe nicht zu verpassen. Der Weg zur Bucht mit der spektakulären Höhle, die bei Flut unter Wasser steht, dauert etwas mehr als eine Stunde und bietet grandiose Aussichten auf die Buchten an der Steilküste.

Cathedral Cove
Cathedral Cove
Blick durch die Höhle auf eine spektakulären Felsen am Strand
Blick durch die Höhle auf eine spektakulären Felsen am Strand

Auf dem Rückweg habe ich in der Gemstone Bay meine Schnorchelsachen ausgepackt um den Schnorcheltrack durch das Naturschutzgebiet zu nehmen. In der Bucht sind mehrere Bojen mit Informationen über das marine Leben verankert. Ich habe zuerst im Algenwald einen Stingray von ca. 80cm Spannweite überrascht und mich dabei mindestens genauso erschreckt wie er. Etwas weiter draußen sah ich Red Moki (die Fische die geräuchert so gut schmecken), Blue Snapper (die sich immer hinter mir verkrochen haben), riesige (und damit meine ich riesige) Krebse und einen großen grauen Fisch gesehen, den ich nicht identifizieren konnte. Den ganzen Track hätte ich ohne meinen neuen Shorty bestimmt nicht ausgehalten, denn das Wetter war nicht so toll und das Wasser eisig kalt.

 

Da der Tag noch jung war, habe ich mich nach einer Dusche auf dem Campingplatz aufgemacht zum Hot Water Beach, an dem man sich zwei Stunden vor und nach der Ebbe ein Hot Spa am Strand graben kann. Hier treten direkt am Strand heisse Quellen hervor, die man, um sie auf eine erträgliche Temperatur zu bringen, mit den Wellen aus dem Meer mischen muss. Ich habe mir den Spass allerdings nicht gegönnt. Einmal Salzwaser am Tag reicht mir wirklich.

Man muß nur ein wenig im Sand graben, um ein heisses Spa zu geniessen zu können.
Man muß nur ein wenig im Sand graben, um ein heisses Spa zu geniessen zu können.

Den DOC-Campingplatz Dickey Flat in der Nähe der Karangahake Gorge habe ich erst nach Einbruch der Dunkelheit gefunden. Deshalb gab es heute kein warmes Abendessen.

 

01.06.

Mein Morgenspaziergang führte mich heute in die Krangahake Gorge, den Brennpunkt des Goldrausches auf der Coromandel Halbinsel. Hier konkurrierten bis Anfang des 19. Jahrhunderts drei grosse Firmen. Übrig sind nur noch Ruinen und ein stillgelegter Eisenbahntunnel. Ich bin tatsächlich durch den über einen Kilometer langen, nur spärlich mit orangenen Lämpchen beleuchteten Tunnel gelaufen. Das war ein Abenteuer. Der Wanderweg in der faszinierenden Schlucht mit ihrern Hängebrücken war die Mühe wirklich wert.

Eine der Hängebrücken über die Karangahake Gorge
Eine der Hängebrücken über die Karangahake Gorge

Anschließend habe ich mich auf den Weg nach Südwesten gemacht, in Richtung Waikato Area.


Mehr Fotos findest Du im Coromandel Fotoalbum.