Waikato Area

01.06.

Nach meinem Spaziergang durch die Karangahake Gorge fehlte mir irgendwie ein Plan, wie es weitergehen sollte. Also habe ich auf meine Karte geschaut und siehe da, nicht sehr weit weg im Süden liegt Matamata. In der Nähe der kleinen Stadt wurden die Auenlandszenen im Herrn der Ringe gedreht.

 

Nichts wie hin... Ohne eine Tour (für umgerechnet 25 EUR) zu buchen, kommt man gar' nicht auf das Gelände, also saß ich 20 Minuten nach meiner Ankunft in Matamata in einem Kleinbus, der uns nach Hobbiton bringen sollte. Nach etwa einer Stunde geführter Tour über das Gelände durfte ich noch etwas bleiben um zu zeichnen.

Beutelsend existiert noch
Beutelsend existiert noch

Ich habe schrecklich viele Fotos gemacht und zwei Bleistiftskizzen der Umgebung. Der riesige Baum auf dem Partyfield ist noch da und die Fronten von Beutelsend und noch einiger anderer Hobbithöhlen sind gerade renoviert worden, um sie vor dem Verfall zu bewahren. Hobbiton ist ein wirklich schöner Ort an dem ich gerne noch länger geblieben wäre.

Blick aus Bilbos Vordertür auf das Auenland
Blick aus Bilbos Vordertür auf das Auenland

Doch es ging noch weiter. Mit zur Tour gehört, dass vorgeführt wird, wie Schafe geschoren werden. Das gesamte Gelände gehört nämlich dem einzigen Schafzüchter (mit ca. 7.000 Schafen) in der Gegend um Matamata.

Das noch ungeschorene Schaf
Das noch ungeschorene Schaf

Der Schafscherer hat mir dann auch den Tipp gegeben, dass ich bei den Opal Hot Springs auf dem Campingplatz übernachten könnte. Die heißen Quellen heizen den platzeigenen Swimmingpool und die Benutzung ist für "Anwohner" kostenlos. Ich habe also den ganzen Abend im heißen Wasser verbracht.

 

02.06.

Es regnet und ich bin ich zum ca. 10 km entfernten Wairere Wasserfall gefahren, um vor Ort festzustellen, dass der Wasserfall nur nach einem weiteren, 45 Minuten dauernden Auffstieg durch den feuchten Wald zu erreichen ist. Ich hab' also zum ersten Mal mein Regencape rausgekramt und mich auf die Wanderung durch den "Regenwald" gemacht. Oben angekommen wurde ich mit dem Anblick eines 150m hohen Wasserfalls belohnt und mit der Aussicht, dass es zurück konstant bergab gehen würde...

Die 150m hohen Weirere Falls
Die 150m hohen Weirere Falls

Im Auto auf dem Weg über Cambridge nach Hamilton hatte ich genug Zeit, wieder zu trocken. Dort angekommen, war ich mal wieder in einem Bookstore und im Internetcafe. Anschließend ging es in der Abenddämmerung weiter zum Campingplatz in Reglan.

 

03.02.

Die ganze Nacht habe ich mich über den Lärm da draußen  gewundert und am Morgen dann festgestellt, dass ich im Dunkeln auf einem Campingplatz direkt am Strand geparkt hatte. Die Wellen waren die Geräuschquelle gewesen, die mich die halbe Nacht wachgehalten hatte.

 

Heute ging es wieder nach Norden, über zum Teil abenteuerliche Gravelroads in Richtung Limestone Downs zu einer weiteren Lord of the Rings Film Location, Weathertop, der Wetterspitze. Sie war wirklich nicht leicht zu finden zwischen all den beeindruckenden Limestone-Formationen. Ich hatte Glück, dass das Wetter so gut war. Wäre es nur ein Wenig diesiger gewesen, dann hätte ich den Berg aus dieser Entfernung gar nicht sehen können.

Weathertop ist der kleine Berg ganz hinten in der Mitte
Weathertop ist der kleine Berg ganz hinten in der Mitte

In Port Waikato, an der Mündung des Waikato River wurde ich zu einer kostenlosen Kanutour eingeladen, was ich nur schwer  ausschlagen konnte. Nach einem kurzen Regenguss, den mein neuer Shorty gut abgehalten hat wurde das Wetter sehr schön und die Strömung des Flusses nicht ganz so stark wie ich befürchtet hatte. Wieder einmal Glück gehabt.

 

04.06. - 25.06.

Nun wurde es Zeit, mich bei meiner neuen Wwoofingstelle zu melden und so bin ich in Richtung Rangiriri gefahren. Das liegt etwas nördlich von Hamilton und Huntly am Motorway1. Die Farm liegt zwischen Lake Whangape und Waikato River in einer sanft hügligen Gegend. Das Wohnhaus steht oben auf einem der Hügel umgeben von grünen Weiden. Hier wohnen Sue und Marty McCardle mit ihren Kindern Hayley (7) und dem kleinen Jamie (3), der das Down Syndrom hat. Jake (12), Sues Ältester kommt nur am Wochenende aus Auckland zu Besuch.

Das Haus von Marty und Sue mit der tollen Aussicht
Das Haus von Marty und Sue mit der tollen Aussicht

Marty ist Baggerfahrer und Sue schmeißt den Hauhalt, die Kinder und die 13 ha Farm. Hier gibt es ungefähr 40 Hühner, eine Katze, 15 Schafe, eine Ziege, 30 Lowline Rinder und zwei Pferde.

Das sind Jake, Hayley, Sue, Jamie und Marty
Das sind Jake, Hayley, Sue, Jamie und Marty

Meine täglichen Aufgaben hier sind: Hühner, Ziege, Pferde und Rinder füttern, Hühnerstall saubermachen und Eier einsammeln, Feuerholz holen und Tiere auf andere Koppeln treiben. Ausserdem habe ich Fenster geputzt, Tapete von Wänden gerissen, Unkraut gejätet, Blumenbeete mit Steinen vor den Hühnern geschützt, den neuen Computer eingerichtet, Bäume gepflanzt, Baby gesittet, Flachs und Baume beschnitten Quadbike fahren gelernt und auf den Weiden hunderte von Diesteln entfernt.

Fancypants das zahme Huhn muss immer zum Frühstücken überredet werden
Fancypants das zahme Huhn muss immer zum Frühstücken überredet werden

Jochen ist auch wieder da. Er wooft in der Lakewood-Lodge, einem Feriencamp für Kinder in der Nachbarschaft und wir treffen uns abends zum Filme ansehen oder Billard spielen.

Die zahme Kuh Dizzy mit ihrem Kalb, im Hintergrund grasen die viel kleineren Lowline rinder
Die zahme Kuh Dizzy mit ihrem Kalb, im Hintergrund grasen die viel kleineren Lowline rinder

25.06.
Nachdem ich meine tägliche Arbeit erledigt hatte bin ich mit Jochen in meinem Bus in Richtung Süden aufgebrochen, um am nächsten Tag in Waitomo eine Höhlentour zu machen.

 

26.06.

Für 3 Uhr Nachmittags war die Waitomo "Rap, Paft 'n' Rock" Cavingtour, die länger als 4 Stunden dauert, gebucht. Wir bekamen eine exclusive Tour nur für uns beide, Neoprenanzüge, Klettergurte, Helm mit Lampe, Akkugürtel und ein kurze Einweisung im Abseilen. Dann ging es über eine Weide zu einer Schlucht, die so tief war, dass man von oben weder den Boden, noch den Fluss im Talgrund sehen konnte.

Blick aus der Höhle (Foto von Tourguide Marcus)
Blick aus der Höhle (Foto von Tourguide Marcus)

Von einer hölzernen Plattform über der engen Schlucht mussten wir uns nun zunächst 27 Meter tief abseilen. Wer genau hinschaut, kann die Plattform und das lange Seil auf der linken Seite des Fotos sehen. Erst unten angekommen, ging mir auf, dass ich um am Ende wieder aus der Höhle herauszukommen 20 Meter die steile Felswand (auf dem Foto in der Mitte) würde hochklettern müssen.

Unten angekommen ging es zunächst mit einem Reifen unterm Arm zu Fuß stromaufwärts. Anschliessend konnten wir im Dunkeln auf den größtenteils ruhigen Fluss hinabtreiben und dabei tausende hellleuchtender  Glühwürmchen über unseren Köpfen bewundern. Es sah fast so aus, als hätte jemand die Höhlendecke mit einem Stück Sternenhimmel tapeziert.

Mein Reifen und ich im unterirdischen Flußbett (Foto von Tourguide Marcus)
Mein Reifen und ich im unterirdischen Flußbett (Foto von Tourguide Marcus)

Nach einer Tasse heißen Tee konnten wir ein Wenig in der Höhle herumkraxeln, durch kleine Löcher klettern und durch Tunnels schwimmen bevor es gegen die nun wirklich starke Strömung zurück ging zu unserem Ausgangspunkt in der Schlucht. Dort wartete noch das Abenteuer des Aufstiegs in Neoprenanzug und Gummistiefeln auf uns. Dass ich sonst eine Nacht in einer kalten, feuchten Höhle würde verbringen müssen war für mich Ansporn genug, die hohe, steile Felswand zu überwinden.

Später, nach einer heißen Dusche und einem schnell gekochten Abendessen auf eine Parkplatz, haben wir uns dann entschieden, den Ruakuri Nightwalk zu machen.

Ausgerüstet mit Taschenlampen ging es auf einen halbstündigen Spaziergang durch den Wald, über Steile Schluchten und durch natürliche Höhlen. Das rauschen des Wassers war nachts noch viel beeindruckender als tagsüber und auch im Freien konnte man an Felswänden und geschützten Stellen hunderte der Glühwürmer sehen.

 

27.06.

Am nächsten Morgen fanden wir, dass der Ruaskuri Walk einen zweiten Besuch bei Tageslicht durchaus wert sei. Im Hellen waren die Glühwürmer wirklich schwer zu finden. Ich habe es dennoch geschafft, ein einigermaßen annehmbares Foto von einem kleineren Exemplar zu machen.

Das Nest eines Glühwürmchens bei Tageslicht
Das Nest eines Glühwürmchens bei Tageslicht

Auf dem Foto kann man die senkrecht hängenden Seidenfäden erkennen, an denen der klebrige Speichel der Würmer in Tropfen wie Perlen auf einer Schnur aufgereiht ist. Zwei Puppen von Glühwürmern hängen etwas weiter hinten von der Decke. Der Wurm ist eigendlich die Larve einer Fliege (Arachnocampa luminosa), die sich 8 bis 10 Monate von fliegenden Insekten ernährt um dann nur höchstens 3 Tage als Fliege weiterzuleben. Wer ganz genau hinsieht, der kann an der oberen Kante des Nestes eine dünne waagerechte Linie erkennen. Das ist der Wurm der in einer Röhre aus Seidenfäden sitzt und dessen Hinterteil bei Dunkelheit grünlich leuchtet.

Blick in das felsige grüne Tal auf einen reißenden Wasserfall
Blick in das felsige grüne Tal auf einen reißenden Wasserfall

Auch bei Tageslicht betrachtet ist der Ruakuri Walk einen Spaziergang wert. Brücken und Aussichtspaltformen bieten eine tolle Aussicht auf die Schluchten, die der Fluss in Jahrtausenden in den Limestone (Kalk) getrieben hat. Der Weg führt durch einige Tropfsteinhöhlen und auch der dschungelartige Wald in Nebel und Morgentau getaucht ist ein echter Hingucker.

Der Ruakuri Walkway führt unter anderem durch einige kleinere Tropfsteinhöhlen
Der Ruakuri Walkway führt unter anderem durch einige kleinere Tropfsteinhöhlen

Von Waitomo aus ging es dann zurück nach Hamilton und von da aus noch einmal nach Reglan.

 

28.06.

Jochen und ich hatten uns als erstes Ziel die Bridal Vail Falls südlich von Reglan vorgenommen. Leider nutzt das Department of Conservation (DOC) den Winter zum erneuern von Wanderwegen und Aussichtsplattformen, weshalb wir die 50m hohen Fälle nur von oben aus ansehen konnten. Der Rest des Wanderweges war gesperrt.

Nachdem wir uns gegen den teuren Besuch in einem Vogelpark mit Kiwis und anderen einheimischen Arten entschieden hatten haben wir uns auf den Rückweg zu meiner Woofingstelle bei Sue gemacht.

 

Da die Reparaturen an Jochens Auto noch einen Tag dauern sollten durfte auch er für eine Nacht bei Sue wohnen.

 

29.06.-01.07.

Am nächsten Tag habe ich mich von Jochen verabschiedet, nicht allerdings ohne ihn noch einmal auf dem Van unterschreiben zu lassen. Das werde ich von nun an von jeden meiner Mitfahrer verlangen.

02.07. - 18.07.

Für zweieinhalb Wochen habe ich in der Lakewood Lodge gearbeitet. Die ersten zwei Wochen war hier Kinderferiencamp. Meine Aufgabe war es mich zusammen mit Rachel um die 14 Pferde der Anlage zu kümmern und mit den Kindern in zwei bis drei Gruppen täglich Ausritte oder Ponygames zu veranstalten.

 

Meine Familie für diese Zeit waren die Caretaker Mike und Janine und ihre Familie. Außerdem waren da noch die Besitzerin Christine, ihr Sohn Jeff, seine Freundin Emma, Taylor aus L.A., Noemi aus Tahiti und Alice aus Frankreich.


Das hübsche, gelbe Haus auf dem Hügel ist die Lakewood Lodge
Das hübsche, gelbe Haus auf dem Hügel ist die Lakewood Lodge

In der letzten halben Woche waren Kinder aus Tahiti hier, die nach Neuseeland gekommen waren um ihr Englisch zu verbessern.

 

Das Wetter war bis auf kleinere Ausnahmen leider recht schlecht und der Fluss der direkt am Grundstück entlangfliesst hat die Hälfte der Weiden überflutet. Insgesamt ist es ziemlich feucht und matschig und morgens um sieben bis acht Pferde von der Weide zu holen ist nicht gerade ein Zuckerschlecken aber ich verstehe mich mit allen hier sehr gut und die Arbeit macht Spaß. Abends mache ich allerdings nur sehr selten bei den Aktivitäten mit und lasse mich lieber in mein großes Bett in meiner Hütte fallen.

Der Blick aus dem Fenster meiner Hütte auf den Reitplatz und die (überflutete) Weide
Der Blick aus dem Fenster meiner Hütte auf den Reitplatz und die (überflutete) Weide

Mich von allen in der Lodge zu verabschieden ist mir wirklich schwer gefallen. Besonders Janine habe ich sehr ins Herz geschlossen. Aber es wurde doch langsam Zeit mich wieder auf die Reise in Richtung Süden zu machen...


 

Mehr Fotos findest Du im Waikato Area Fotoalbum.